Guter oder schlechter Tag?
Ich weiß nie, was bei einer Lesung auf mich zukommt. Und ich liebe diese Unvorhersehbarkeit.Dieses Gefühl von Abenteuer. Auch wenn es nicht immer nur glatt läuft. Da gab es Auftritte bei gefühlten 80 Grad im Rumpf eines Theaterschiffes, der Schweiß ran an mir herunter, dabei wollte ich doch so viel lieber mit meinen inneren Werten glänzen.
Ein anderes Mal saß ich bei einem Hoffest, bei dem sonst an die 200 Leute erscheinen vor ca. 25 Leuten, davon gefühlt 20 Kinder. Das Wetter hatte uns einen Strich durch die Rechnung gemacht, es goss in Strömen bei ca. 5 Grad. Der ganze Boden war aufgeweicht, ich trug Gummistiefel in Größe 42, um trocken auf die Bühne zu kommen. Bye bye Glitzerschuhe.
Sie betrachteten mich wie eine Jahrmarkts-Attraktion, so etwas wie die Dame ohne Unterleib und als sie merkten, da kommt nichts Spannendes von der, ging es mit Gegröle und Gejohle zum Marshmallows grillen ans überdachte Lagerfeuer. Momente, in denen ich auf der Bühne sitze und mich frage: was tu ich hier eigentlich?
Ich sehnte mich nach meiner warmen Wohnung und meinem gemütlichen Sofa. Hätte ich einen Sack voll Gummibärchen dabeigehabt, wäre ich eher der Star des Abends geworden.
Aber manchmal öffnet sich dann doch wieder die Wundertüte und oft ganz anders als erwartet. Da kommt zum Beispiel nach der Lesung der kleine Oscar zu mir, blitzwacher Blick, zehn Jahre alt und fragt mich, was mein Buch kostet. Als er den Preis hört, schaut er etwas enttäuscht. Ich vermute, er hatte gehofft, dass mein Preis und sein Budget kompatibler sein würden. Ich überlege, ob ich ihm, trotz des katastrophalen Ergebnisses dieser Lesung, eines schenken soll. Nicht alle Tage möchte ein zehnjähriger Junge mein Buch kaufen.
In diesem Augenblick kommt ein junger Mann dazu, der unser Gespräch mitgehört hat und sagt zu mir: ich schenke dem Jungen das Buch. Einfach so. Oscar strahlt von einem Ohr zum anderen. Und er möchte eine Widmung von mir. Die bekommt er natürlich mit Freuden. Ich schreibe ihm, dass er niemals Angst vor seiner Kraft haben soll und dass viele Träume auf ihn warten. Die ganze Zeit läuft er herum mit meinem Buch an seine Brust gedrückt! Am liebsten würde ich ihn adoptieren!
Dann fällt mir meine Freundin Anita um den Hals. Seit meinem Umzug von Bayern nach Norddeutschland haben wir uns nicht mehr gesehen. Das sind jetzt zwei Jahre. Anita ist nicht auf Facebook, sie wusste nichts von dieser Lesung. Durch „Zufall“ las sie genau an jenem Morgen in irgendeinem Lokalanzeiger von dem Hoffest und sah plötzlich meinen Namen. Sie konnte es erst gar nicht glauben, packte ihre 2 Söhne ein und kam, trotz Regen und Kälte! Von der Bühne aus sah ich den kleinen Jungen auf ihrem Arm, der in dem Jahr nach meiner Abreise geboren wurde. Ein unglaublich süßes Kind, bei jedem meiner Lieder lachte und juchzte er und wippte mit seinen kleinen Füßchen wild auf und ab.
Hinterher erzählte Anita mir folgende Geschichte. Bevor ich schweren Herzens aus Bayern wegzog, habe ich bei mir zuhause mit einigen Freundinnen ein kleines Wintersonnenwende Fest gemacht. Die Kerzen brannten, wir sprachen über das, was hinter uns liegt und das, was wir uns für das nächste Jahr wünschen.
Ich liebe Rituale, weil sie auf feierliche Weise etwas bekräftigen können was uns am Herzen liegt und so schrieben wir das, was wir nicht ins nächste Jahr mitnehmen möchten, auf Zettel und verbrannten es im Kamin. Das, was wir uns wünschten, vergruben wir in der Erde, wie einen Samen, der aufgehen wird. Auch Anita war dabei. An dem Abend hat sie auf ihren Zettel geschrieben, dass sie sich ein zweites Kind wünscht. Den Wunsch hegten sie und ihr Mann schon lange, bisher allerdings vergeblich. Erst nach diesem Abend, dem Wintersonnenwende Ritual bei mir zuhause, wurde sie schwanger! Und das Ergebnis war dieser kleine Wildfang, den ich schon von der Bühne aus immerzu anschauen musste. Ich sah den kleinen Jungen, der mir lachend und glucksend seine Ärmchen entgegenstreckte, als würde er mich schon lange kennen und plötzlich war jede Enttäuschung, jedes Gefühl von Frustration weggewischt von diesem Strahlen, das so viel heller war als jede dunkle Regenwolke am Himmel. Er schaute mich an, als wollte er mir sagen, wie toll ich bin.
Das war es, was ich mitnahm von diesem Abend, den ich doch erst für einen missglückten Abend hielt. Und ich ging mit einem breiten Lächeln! Es hat wieder einmal meine Sinne geschärft für das Wesentliche. Klar freue ich mich, wenn die Hütte voll ist, die Leute jubeln und Zugabe klatschen. Aber manchmal kommt es nun einmal anders. Und wenn ich die Geschenke, die sich auf den zweiten Blick präsentieren, nicht erkenne, verpasse ich etwas sehr Wertvolles! Mal sehen, was nach meinem Sommersonnenwende Fest in diesem Jahr so passiert.
Think big! Dream bigger!
Eure *DeamQueen Beatrice*
Ein WordPress-Kommentator
4. Mai 2017 at 4:04Hallo, dies ist ein Kommentar.
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